Montag, 24. Juni 2013

Deutsche Meisterschaften 24h MTB am Alfsee

Freitag 24.05.2013 19:00 Uhr
Mein Nachbar blickt ungläubig drein. „24 Stunden am Stück? Ohne schlafen? Immer im Kreis? Alleine? Du hast den Wetterbericht aber gehört oder? Warum macht man so was freiwillig?“ Spontan habe ich keine rechte Erwiderung auf die Fragen und unterschwellig abfälligen Bemerkungen meines Nachbarn. Ich stecke den Kopf einfach noch etwas tiefer in die Heckluke meines Autos,  murmle ihm etwas Unverständliches zu und packe weiter den Wagen. Neben MTB, Ersatzteilen, Werkzeug und diversen Taschen mit Radklamotten, Duschzeug und normaler Kleidung wandern auch noch eine Term-A-Rest und Notschlafsack für den Fall der Fälle in das Heck meines Autos. Klappe zu, Auto voll. Fertig… zumindest fast.

Es fehlt nur noch der Proviant. Den bereite ich zum Schluss vor. Da kommt noch einmal einiges Zusammen.
 
Da soll mal einer behaupten 24h-Rennen werden in der Nacht entschieden! Nein, ich behaupte, sie werden im Magen entschieden. Neben Broten und Keksen werde ich Morgen und Übermorgen reichlich Energieriegel, -gels und Getränke zu mir nehmen…

Jetzt aber ab ins Bett, morgen heißt es früh aufstehen und ab auf die Autobahn.

Samstag 25.05.2013 10:00 Uhr
Ankunft in Rieste (bei Osnabrück). Hier finden ab heute 14:00 Uhr die Deutschen Meisterschaften 24h MTB statt. Zunächst heißt es sich einen Stellplatz für den Wagen in der Nähe der Stecke zu sichern. Ich parke mein „Basislager“ direkt neben dem bereits von Mike und Dennis aufgebauten Nutrixxion-Pavillon. Die beiden sind perfekt ausgestattet mit Wohnzelt, Heizung, Grill und allem Zip und Zap. Auch Michael ist bereits vor Ort und parkt sein rollendes Multifunktions-Materiallager-Betreuerunterstand-Werkstatt-Schlafgelegenheits-Mobil direkt neben Meinem.

Danach gilt es zunächst einmal eine Menge Bekannter aus dem letzten Jahr zu suchen und ein Schwätzchen zu halten. Die Gruppe der Solofahrer ist bei solchen Events ziemlich überschaubar. Dieses Jahr sind immerhin rund 50 angemeldet. Obwohl ich erst im letzten Jahr mein ersten Rennen dieser Art gefahren bin, kennt man schon einige der Anwesenden. Leider sieht man sich jedoch viel zu selten! Daher lasse ich die Chance zu einer Streckenbesichtigung aus und verbringe die Zeit lieber bei Sonnenschein mit quatschen im Fahrerlager.

14:45 Uhr
Das Nutrixxion 4Fun-Team mit 4 Solostartern! Michael, Sven, Dennis und Mike (v.l.n.r.) beim Fahrerbriefing und an unserem Stand.



14:00 Uhr
Der Startschuss fällt. Noch ist es trocken. Das kann aber nur eine Frage der Zeit sein. Dicke Wolken ziehen auf. Der Wetterbericht lies bereits böses erahnen.

14:30 Uhr
Die erste Runde ist geschafft. Überraschung! Dem Veranstalter ist es gelungen im vorhandenen Gelände eine echte MTB-Strecke unterzubringen. Nichts da mit endlos langer Gegengerade. Schluss mit dem vielen „einfach rollen lassen“. War die Strecke im letzten Jahr noch „einsteigerfreundlich“, so wird sie dieses Jahr, besonders mit dem erwarteten Regen, an einigen Stellen recht anspruchsvoll werden. Ich kann jetzt schon das Gemecker (einiger weniger Leute) hören! „Viel zu schwer, unmöglich für ein 24h-Rennen!“. Vermutlich werden es dieselben sein, die letztes Jahr meckerten: „Viel zu leicht, das ist ja kein MTB-Rennen mehr! Da kann ich ja gleich das Rennrad nehmen…“ Mir persönlich gefallen die eingebauten Änderungen und ich bin heil froh, mich für den NobbyNic entschieden zu haben.

16:00 Uhr
Um Euch im weiteren Verlauf nicht damit zu langweilen sage ich es hier nur einmal: Es regnet. Es regnet mal mehr, mal weniger, mal ganz viel. Richtig trocken wird es zwischendurch nicht.


18:00 Uhr
Michael ist bereits wieder abgereist. Nach einem Sturz hat er sich dazu entschieden das Rennen abzubrechen. Er hat in den nächsten Wochen seine eigentlichen (Rennrad-)Wettkämpfe und will hier nichts riskieren. Seinen Ausflug in Gelände hatte er sich sicher anders vorgestellt. Schade, ich hoffe wir erhalten bald woanders die Gelegenheit gemeinsam eine (große) Runde zu drehen!


19:00 Uhr
Aktuell liege ich auf Platz 10. Damit liege ich genau im persönlich gestecktem Ziel (TOP 10). Das ich meinen 6. Platz aus dem Vorjahr halten kann, glaube ich aufgrund des stärkeren Teilnehmerfeldes nicht. Doch laut Zuruf vom Streckenrand sind die Plätze 4-11 alle noch in derselben Runde! Schauen wir mal was geht wenn die Nacht kommt. Die Startnummer ist jedenfalls schon mal eine ordentliche "Ansage"... ;-)

 
22:00 Uhr
Es ist dunkel geworden, die Lampen sind montiert. Der Veranstalter hat die Nutella-Schleife (Namensgeber: ein mir unbekannter Fahrer im Versorgungszelt) aus dem Rennen genommen. Der matschige Boden dort sieht bedauernswert aus. Er wird lange brauchen um sich von uns Radfahren zu erholen. Doch auch wir werden einige Zeit brauchen diese zähe, fiese Pampe, die sich unbarmherzig am Rad festbeißt und das Gewicht des Sportgerätes verdoppelt, aus unseren Alpträumen zu verdrängen.

Ein zügiges vorwärtskommen war hier unmöglich. Ständig ging der Tritt ins Leere. Selbst mein nagelneuer NobbyNic fand nicht genug halt. Das Tempo reduzierte sich so weit, das man mit dem Gleichgewicht kämpfen musste. Absteigen war auch keine Alternative. Der Schlamm war so tief, er wäre glatt von oben in die Radschuhe gesickert…

Auch Mike und Dennis sind leider aus dem Rennen. Ihre Räder wurden vom Schlamm außer Gefecht gesetzt. Auch ein schneller Einsatz vom Werkstattteam des Veranstalters brachte die Schaltung von Mike nicht wieder in Ordnung. Ab sofort kümmern sich die beiden um mich, versorgen mich mit Informationen zum Rennstand, füllen meine Trinkflaschen auf und feuern mich an. Der moralische Schub dieser Hilfe ist enorm! Noch einmal ein dickes Danke an dieser Stelle!

23:00 Uhr
Mike und Dennis haben den Grill angeschmissen. Ein Lummerschnitzel kauend sitze ich im Campingstuhl in unserem Lager und lausche dem aktuellen Zwischenstand: Ich liege auf Platz 8! Jetzt heißt es gut in und vor allem durch die Nacht kommen. Ruhig Blut, nicht überdrehen, regelmäßig essen und gaaanz wichtig: Nicht von den Metallrampen ärgern lassen. Die Hellmannbrücke schiebe ich eh schon die meiste Zeit, doch auch die Brücke kurz hinter dem Ziel kostet inzwischen wegen bremsendem Match, tiefen Spurrillen und hängen gebliebenen Fahrern jedes Mal Mut und Glück (fahrend) oder Geschick und Glück (schiebend) um sie zu erklimmen. Einzig die Brücke beim Wechselbereich schaffe ich noch dank ausreichend Anlauf (und Blicke der Zuschauer) fahrend.


Sonntag, 26.05.2013
02:00 Uhr
Pause! Warme Sachen anziehen. Es ist kalt geworden. Etwas Warmes essen und dann drei Kaffee auf ex. Die Nacht wird lang und will genutzt werden.

2:30 Uhr
Im Zielbereich steht plötzlich ein wild winkender Ordner vor mir und ruft mir etwas zu. "Weg da, ich habs eilig!", denke ich. Ich brauche etwas um zu begreifen was er überhaupt von mir will. Rennunterbrechung! Es gab wohl mehrere Stürze an den schlammigen Abfahrten und den rutschigen Metallbrücken. Rennunterbrechung… erst um 8:00 Uhr soll es weitergehen.

2:40 Uhr
Ich ziehe die patschnassen, verdreckten Sachen aus, hänge sie im Zelt von Mike und Dennis zum trocknen auf, rubble mich mit einem Handtuch „sauber“, krieche in meinen Schlafsack und mache es mir auf dem Beifahrersitz „bequem“.

3:00 Uhr
Hatte ich Euch von den drei Tassen Kaffee erzählt…?

7:30 Uhr
Raus aus dem kalten Auto, rein ins warme Wohnzelt von Mike und Dennis. Die Sachen sind leider noch nicht trocken. Die Versuchung ist groß, den Schlafsack aus dem Auto zu holen und mich hier im Vorraum des Zeltes gemütlich auf dem Boden zusammenzurollen und das Rennen einfach Rennen sein zu lassen…

8:00 Uhr
Doch es hilft nicht. Auf zum Start. Es ist nass und kalt. ALLES ist nass und kalt. Mein Trikot, die Handschuhe, die Schuhe, die Luft und die müde Schar um mich herum... Egal, die Strecke wird freigegeben. Los hetzt die Meute! Weiter, immer weiter!

09:00 Uhr
Die Stecke wurde über Nacht umgebaut und weiter vereinfacht. Die fiese Metallrampe hinterm Start wird nun nicht mehr überklettert, sondern umfahren. Eine der rutschigen Deichabfahrten ist raus. Auf der anderen Seite des Sees muss wieder die lange Gegengerade aus dem Vorjahr herhalten. Doch es ist leerer geworden auf der Strecke. In der Nacht scheinen schon einige aufgegeben zu haben und heute Morgen scheinen auch nicht alle der Versuchung eines warmen, trockenen Schlafsackes wiederstanden zu haben…

Ich liege auf Platz 6! Wenn ich das halten kann, schaffe ich doch wieder denselben Platz wie letztes Jahr. Wahnsinn!

10:00 Uhr
Am Nutrixxion-Zelt will ich kurz anhalten. Kurz mal vom Rad, kurz in einem gemütlichen Stuhl sitzen, kurz erholen… „Platz 4!“ ruft mir Mike zu. „Aber Achtung, hinter dir sind zwei Fahrer mit deutlich schnelleren Rundenzeiten! Das wird eng!“ Nix Stuhl, nix Pause… Statt Brot und Keksen gibt es einen Riegel in den Mund und einen in die Trikotasche. Weiterfahren. Es gilt Platz 4 zu verteidigen!

12:00 Uhr
Die Fahrer auf den Plätzen 5 und 6 rücken mir gewaltig auf die Pelle. Der Vorsprung schmilzt wie Speiseeis in der Sommersonne… hmmmm lecker Eis! Wallnuss und Vanille! Je vier Kugeln! Mindestens! Strand, Sonne, Bikinigirls… HAAALLOOO! Hier ist noch ein Rennen zu Ende zu fahren!

13:00 Uhr
Wenn die Infos vom Streckenrand stimmen, so müsste ich den vierten Platz eigentlich halten können. Müsste… oder doch nicht? Verdammt, mein Hirn ist nicht mehr in der Lage die einfachsten Rechenoperationen durchzuführen. Ich rechne hin und her. Ich versuche es zumindest… Doch das einzige Ergebnis zu dem ich komme lautet: Trete einfach weiter. Nur noch eine Stunde! Entweder es reicht dann, oder es reicht nicht.

14:00 Uhr
YEEEHAAA! Zieldurchfahrt! Überholt haben mich die beiden Verfolger nicht, das müsste doch dann jetzt heißen: Platz 4 gehalten! Platz 4 als Solofahrer bei den Deutschen Meisterschaften 24h MTB. Genial! Wahnsinn! Ich flipp' aus! Ach, noch etwas viel Wichtigeres: Wo ist denn hier die nächste Toilette?

 
23:00 Uhr
Ich liege im Bett. Seit 17:00 Uhr. Doch so richtig in den Schlaf gefunden habe ich noch nicht. Mein Herz wummert noch immer kräftig, mein ganzer Körper ist noch im Sportmodus. Nur sehr langsam komme ich „runter“. Die Frage meines Nachbarn kommt mir wieder in den Sinn: „Warum macht man so etwas eigentlich freiwillig?“ Am Freitag hatte ich noch keine Antwort, doch jetzt habe ich Eine! Mein Nachbar würde sie nicht verstehen, niemand der so etwas noch nie gemacht hat würde sie verstehen. Doch ich verstehe sie, und das ist es was zählt! Alfsee wir sehen uns im nächsten Jahr wieder!

Montag, 27.05.2013
Nachlese: Der härteste Teil eines jeden Rennens sieht ganz anders aus als man denken mag: sauber machen...






Dienstag, 15. Januar 2013

Die erste große Runde des Jahres ... allerdings mit blödem Ausgang

Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr waren zwar für die Jahreszeit ungewöhnlich warm, doch auch sehr regnerisch. So blieb die Lust auf eine große Runde in dieser Zeit doch ehr gering…

Die ersten Tage im neuen Jahr ließen da schon ehr Lust aufkommen und so ging es letzte Woche endlich mal wieder auf eine größere Runde.

Doch halt. Zunächst war ein Zwischenstopp bei RR-Bikes erforderlich. Bereits am Vortag hatte ich für den frühen Morgen einen Termin für einen Tretlagerwechsel vereinbart. Das Alte hatte nach ca.15.000 km spiel. Vielen Dank an Ralf für den kurzfristigen Termin und den schnellen und günstigen Austausch!

Weiter ging es über Wipperfürth und die Neyetalsperre nach Radevormwald. Von dort vorbei an der Ennepetalsperre nach Breckerfeld. Ab hier folgte ich wieder dem X9 welcher mich in Richtung Dortmund an die Ruhr bringen sollte. Mit kleinen Irrwegen gelangte ich dann auch vorbei an Hagen nach Wetter an der Ruhr.
Bei Breckerfeld - Wo bitte geht's hier lang?
Von hier ging es dann flussabwärts in Richtung Westen. Vorbei an Witten, Bochum-Süd und Hattingen.
Die Strecke ist ehr für ein Tourenrad oder fast schon Rennrad geeignet. Dennoch gelegentlich wird es durch Überflutungen in den letzten Wochen teilweise ganz schön matschig.

Am "Treibgut" in den Zäunen und Sträuchern erkennt man wie hoch die Ruhr hier vor kurzem noch gewesen sein muss!
Die Einkehr Unterwegs war zwar nicht dort wo geplant möglich, doch in Essen gab es zum Glück genug andere Möglichkeiten den hungrigen Magen zu füllen.
Winterpause? Scheiß Idee! Ich habe Hunger!
Bei Kupferdreh wurde es dann höchste Zeit sich über den Heimweg Gedanken zu machen. Ich wollte nicht denselben Fehler wie bei einer meiner letzten Ruhr-Touren machen, wo ich erst spät in der Nacht völlig erschöpft wieder zu Hause ankam. So fuhr ich vor dem Baldeneysee wieder auf die Südseite und dann über Velbert und Wülfrath in Richtung Süden. Da es bereits dunkel war und ich mich nicht gut genug auskannte, musste ich leider in den sauren Apfel beißen und genau durch Wuppertal-Barmen (B7) weiter fahren. An dieser Stelle wünsche ich mir wieder ein Bike-Navi…

Mein nächstes Ziel war Schwelm. Als ich dort ankam war es zwar bereits kurz nach 19:00 Uhr und meine Riegelvorräte auch noch nicht erschöpft, doch dem Lockruf eines „Bäckerei Kamps“-Schildes konnte ich einfach nicht widerstehen. Ich sage nur STREUSELTALER! Lecker!

Frisch gestärkt sollte es nun auf die letzte Etappe über Radevormwald, Wipperfürth und Marienheide wieder nach Hause gehen. Doch weit bin ich nicht mehr gekommen. Am steilen Berg raus aus Schwelm trat ich plötzlich ins Leere… Die Kette ist gerissen und da ein Unglück bekanntlich selten alleine kommt, hatte ich weder Kettennieter noch Kettenschloss dabei. Ich Blödmann.

Was nun? Ich habe zwar diesen Winter wieder mit dem Joggen angefangen, doch um nach einem langen Tag auf dem MTB mal eben eine Marathondistanz mit Radschuhen und geschobenem Rad zu laufen fehlt mir doch noch so einiges… ;-)

Zu allem Übel hatte sich auch vor einiger Zeit schon mein Handyakku verabschiedet… Mist! Man merkt sich ja kaum noch eine Rufnummer und ohne Saft im Akku kein Zugriff auf die Daten. Also auch irgendwo Klingeln um einen Anruf tätigen zu können würde nichts nutzen... Aus Verzweiflung habe ich dann doch noch einmal Versucht das Handy zu reaktivieren. Bingo! Danke es geht. Schnell ein Anruf bei einem Freund der hier halbwegs in der Nähe wohnt absetzen. Ich habe Glück, er hat Zeit und macht sich sofort auf den Weg. Eine knappte Stunde später bin ich wieder zu Hause in Gummersbach. Freunde auf die man sich verlassen kann sind unbezahlbar!